BiGiL will die Wahlfreiheit für alle Eltern 
Milde: "wir wollen kein Gegeneinander der Schulen, aber Konkurrenz belebt das Geschäft".

28.05.08 - In der gestrigen von der SPD veranstalteten Podiumsdiskussion zur Gesamtschule in Lehrte hat Carsten Milde, der Sprecher der Bürgerinitiative Gesamtschule in Lehrte (BiGiL) deren Position präzisiert. Es gehe der BiGiL nicht um ein Gegeneinander der Schulformen. Er zeigte sich aber davon überzeugt, dass die entstehende Konkurrenz positive Auswirkungen auf die Qualität der bestehenden Lehrter Schulen haben werde. An der Podiumsdiskussion haben auch zahlreiche Mitglieder der BiGiL teilgenommen.

Durch Beiträge anderer Teilnehmer wurde erneut deutlich, dass die anderen weiterführenden Schulen in Lehrte durch eine Entstehung einer IGS in der Schule am Ried alles andere als gefährdet seien. Denn sowohl das Gymnasium als auch die Realschule in Lehrte-Süd seien größer als viele andere Schulen derselben Schulform. Und auch die dortige Hauptschule sei von einer Gefährdung weit entfernt.

"Konkurrenz belebt das Geschäft" sagte Milde. Er hoffe und gehe davon aus, dass die Lehrter Schulen mehr um ihre Schülerinnen und Schüler werben würden - und dass negative Rückmeldungen von Eltern aus den Informationsveranstaltungen zu weiterführenden Schulen der Vergangenheit angehören werden. In den letzten Jahren habe es vermehrt Eltern gegeben, die die Informationsveranstaltung mit dem Eindruck verlassen haben, ihr Kind sei nicht an allen Lehrter Schulen willkommen und gern gesehen. Das habe sich auch in Leserbriefen zur Gesamtschuldebatte ausgedrückt.

Eine Herausforderung sieht die BiGiL im aktuellen Entwurf der Landesregierung für eine Änderung des Niedersächsischen Schulgesetzes. Der Entwurf hebe das Gründungsverbot für Gesamtschulen nicht auf sondern lockere es nur. So plant die Landesregierung höhere Hürden für die Genehmigung von Gesamtschulen. Unter anderen werde die Mindestzügigkeit von 4 auf 5 Parallelklassen angehoben und zum anderen müsste der Elternwille nicht mehr von den ersten drei (Klassen 2 bis 4) sondern von den ersten fünf in Frage kommenden Jahrgängen erhoben werden (Klassen 1 bis 4 und letztes KiTa-Jahr). Milde: "Das ist absurd, die meisten Eltern von fünfjährigen Kindern machen sich noch gar keine Gedanken über weiterführende Schulen. Wenn solche Eltern nach einer Gesamtschule befragt werden, ist das das so, wie wenn Kinderlose zwei Jahre vor der Zeugung ihres Kindes nach dessen KiTa-Platz befragt werden" so Milde zum Gesetzesentwurf. Entscheidend in der im Herbst anstehenden Elternbefragung in Lehrte sei deshalb, den Eltern zu vermitteln, dass sie mit ihrer Stimmabgabe ihre Wahlfreiheit erreichen. Milde dazu: "Wer sich die Möglichkeit erhalten will, eines Tages darüber nachzudenken, sein Kind an eine Gesamtschule zu schicken, muss im Herbst für eine Gesamtschule stimmen."

Milde präzisierte auch den Grund nach dem Wunsch einer Intergrierten Gesamtschule. Die Eltern in der BiGiL wollten sie, weil sie sie für die derzeit beste Schulform halten. Anders als von Teilnehmern bei einer ähnlichen Veranstaltung der SPD in der vergangenen Woche vermutet, liege das aber nicht daran, dass die Integrierte Gesamtschulen besser ausgestattet sei, als andere Schulen. "Die Integrierten Gesamtschulen sind nur deshalb besser ausgestattet als zum Beispiel die meisten Gymnasien, weil sie Ganztagsschulen sind." Soweit Gymnasien auch Ganztagsschulen seien, hätten sie nach Erlasslage exakt dieselbe Lehrerstundenzuweisung wie die Integrierten Gesamtschulen. Gesamtschulen seien deshalb keineswegs besser gestellt sondern würden die bestehenden Möglichkeiten nur besser ausnutzen.